Grillen gehört zum Sommer dazu – gerade für Grill-Weltmeister Deutschland. Fast 95 % aller deutschen Haushalte besitzen einen Grill. Doch woher kommt die Grillkohle, die wir für unsere liebste Sommer-Beschäftigung verwenden und welche Möglichkeiten gibt es, beim Grillen umweltfreundlich zu bleiben?
Wo kommt unsere Grillkohle her?
Für Europa sind die Hauptimporteure für Grillkohle Nigeria und Paraguay. Die große Entfernung, die die Grillkohle für uns hinlegen muss, ist an sich bereits nicht sehr umweltfreundlich, dazu kommt, dass für den Großteil der Grillkohle entweder ganz oder teilweise Tropenholz verwendet wird. Das ist bei einem jährlichen Verbrauch von rund 850.000 Tonnen Grillkohle eine extreme Belastung für Natur und Umwelt – vor allem, wenn man bedenkt, dass für eine Tonne Grillkohle 10 bis 15 Tonnen Holz nötig ist. Laut UN werden mehr als die Hälfte aller gefällten Bäume weltweit für Brennholz oder Holzkohle weiterverarbeitet. Der Verkauf von Grillkohle ist für Afrika und Lateinamerika ein sehr großes und wichtiges Geschäft, doch das Roden von Tropenwäldern zerstört wertvolle Lebensräume und geschieht zu einem erheblichen Teil illegal. Dies führt wiederum zu massiven Nachteilen für die Länder: Die Grillkohle-Branche ist sehr intransparent und vorhandene Gesetzeslücken führen zu Raubbau, Ausbeutung und Korruption, gegen die die betroffene Bevölkerung machtlos ist.
Die Auswirkungen von illegaler Rodung auf Mensch und Umwelt
Afrika ist der größte Tropenholz-Lieferant für den europäischen Markt. Für die wirtschaftlichen Erträge nehmen Länder wie Nigeria in Kauf, dass riesige Waldgebiete vernichtet werden, größtenteils unkontrolliert und ohne, dass Bäume wieder nachgepflanzt werden. Laut einer Studie der Welternährungsorganisation gehen in Nigeria dadurch jährlich 400.00 Hektar Wald verloren. Die fehlende Aufforstung ist fatal, für die Tiere aber auch für die Menschen vor Ort – Bodenerosion, und Ernteausfälle sind die Folge,[1] da die fruchtbare Erde nicht mehr von den Bäumen festgehalten werden kann und bei starken Regenfällen einfach weggespült wird.
Wie kommt die illegale Holzkohle auf den deutschen Markt?
Die europäische Holzhandelsverordnung hält gesetzlich fest, dass illegales Tropenholz jeglicher Art nicht nach Europa importiert werden darf. Dies gilt allerdings nicht für Holzkohle oder Kohlebriketts! Diese Gesetzeslücke machen sich die Grillkohle-Importeure zunutze und verkaufen ihre Ware legal auf dem deutschen und europäischen Markt. Es finden keine Kontrollen statt, ob die Grillkohle aus Raubbau oder gesetzeswidrig gerodetem Wald stammt.[2]
Ein anderer häufig genutzter Importweg verläuft über Polen: Dort wird der tropischen Holzkohle heimische Kohle beigemischt. Anschließend erhält die Verpackung ein neues Etikett und wieder kann die Grillkohle ganz legal auf dem deutschen Markt verkauft werden.
Der WWF sagt der illegalen Grillkohle den Kampf an
Gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation Earthworm Fundation The Forest Trust kämpft der WWF für mehr Transparenz in Bezug auf die Herkunft und Herstellung von Grillkohle. Auf ihren Webseiten informieren sie Verbraucher und Umweltschützer darüber, welche Grillkohle ohne schlechtes Gewissen gekauft werden kann.[3]
Auch die Stiftung Warentest nimmt das Thema Grillkohle aus Tropenholz unter die Lupe: Eine Untersuchung im Frühling 2019 ergab, dass sich in fünf von 17 Grillkohlesäcken nicht deklariertes Tropenholz befand – teilweise trotz aufgedrucktem FSC-Siegel.
Grillen mit umweltfreundlichen Alternativen
Es lohnt sich, bei Grillkohlesäcken einen genaueren Blick auf das Etikett zu werfen um Klima und Umwelt zu schonen: FSC-Siegel oder Naturland-Siegel stehen grundsätzlich für nachhaltige Landwirtschaft sowie die Einhaltung von ökologischen Kriterien bei der Herstellung von Holzkohle.[4] Auch das DIN-Kennzeichen ist hilfreich um zu erkennen, ob bei der Herstellung Erdöl, Koks, Kunststoffe oder Pech verwendet wurde. Des Weiteren ist es immer besser, wenn die Grillkohle aus heimischen und nachwachsenden Wäldern stammt. So muss die Holzkohle keine zu weiten Strecken auf sich nehmen, was gleichzeitig einen geringeren CO2-Ausstoß bedeutet. Der WWF und die Stiftung Warentest gehen mit ihren jährlichen Stichproben immer strenger gegen Etikettenschwindel vor, um die Glaubwürdigkeit dieser ökologisch wichtigen Gütesiegel aufrechtzuerhalten.
Um der Abholzung von Wäldern noch stärker entgegenzuwirken, verwendet man zum Grillen am besten Grillkohle, die nicht aus Holz hergestellt wird. Eine nachhaltigere Alternative ist beispielsweise Grillkohle aus Kokosnussschalen oder Olivenkernen. Diese wird aus Resten hergestellt, die bei der Verarbeitung von Kokosnüssen oder Oliven anfallen, zum Beispiel bei der Produktion von Olivenöl. Hersteller wie OlioBric verwenden zusätzlich Fruchtfleischreste für ihre Briketts. So werden Abfallreste wunderbar wiederverwertet und die Grill-Saison wird zum umweltfreundlichen Erlebnis.
Weitere Tipps für umweltfreundliches Grillen
Auf chemische Grillanzünder darf gerne verzichtet werden. Kleine Äste, Wolle oder Watte sind genauso gute Helfer beim Anzünden des Grills und dabei ökologisch besser für die Umwelt. Grundsätzlich gilt außerdem für jedes Grill-Event: So viel Müll wie möglich vermeiden. Einweg-Grills sind zwar praktisch, aber sollten der Umwelt zuliebe durch einen langlebigen Metall-Grill ersetzt werden. Lasst Plastikgeschirr und –besteck im Geschäft liegen und verwendet stattdessen echtes Geschirr oder umweltfreundlichere Alternativen aus wiederverwendbarem Hartplastik oder nachwachsenden Palmblättern. Und zu guter Letzt: je weniger Fleisch auf dem Grill liegt, umso klimafreundlicher wird das Grillen. Mais, Champignons, Auberginen, Zucchini und Paprikaschoten schmecken gegrillt besonders gut und machen das Grillvergnügen zu einem nachhaltigeren Ereignis. Wenn Fleischgenießer dennoch auf ihre Kosten kommen sollen, ist Fleisch aus regionaler und biologischer Herstellung die ökologisch beste Wahl.
Quellen:
[1] https://www.zdf.de/nachrichten/heute/holzkohle-importe-raubbau-im-regenwald-100.html (Stand: 02.09.2020)
[2] https://www.regenwald-schuetzen.org/verbrauchertipps/tropenholz/tropenholz-in-grillkohle/ (Stand: 02.09.2020)
[3] https://www.zdf.de/nachrichten/heute/holzkohle-importe-raubbau-im-regenwald-100.html (Stand 02.09.2020)
[4] https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/essen-und-trinken/16109.html (Stand 02.09.2020)
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