Kein anderes Tier wird in so hoher Zahl gefangen, gezüchtet und getötet: Fisch und Meerestiere werden auf unserem Speiseplan immer beliebter. Weltweit liegt der Jahresverbrauch im Durchschnitt bei ca. 20 Kilogramm pro Kopf! Deutschland liegt mit ca. 14 Kilogramm pro Kopf etwas darunter. Laut Recherchen des WWF gilt die weltweite Überfischung der Meere heute als eine der größten Bedrohungen für diese Gewässer und dessen Bewohner: Weltweit gelten bereits 33 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt, ganze 60 Prozent sogar als maximal genutzt (Stand 2018).[1] Allerdings sind die erhobenen Daten unvollständig und die Wissenschaft kann nur über knapp 35 Prozent der Fischbestände eine Aussage treffen. Fest steht jedoch, dass die politisch vorgegebenen Fangquoten in den letzten Jahren immer wieder die wissenschaftlichen Empfehlungen überschritten. Trotz Regeln, kann die Überfischung also legal stattfinden und die Nachhaltigkeit rückt in den Hintergrund. Eines gibt allerdings Hoffnung: Noch in diesem Jahr, 2021, wollen die WTO-Mitglieder („World Trade Organization“) ein globales Abkommen zur Beendigung schädlicher Fischerei-Subventionen abschließen.
So wie der Mensch die Meere ausbeutet und ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringt, scheint außer Acht gelassen zu werden, wie sehr wir ein funktionierendes Meer für unser eigenes Überleben brauchen: Durch den Austausch von Wasser, Kohlenstoff und Wärme spielt das Meer eine große Rolle in unserem Klimasystem und ist zentral verantwortlich für die globale Sauerstoffproduktion – jeden zweiten Atemzug verdanken wir sozusagen dem Meer.[2]
Doch seit wann sind unsere Meere überfischt? In den 1950er Jahren war man weltweit der Überzeugung, dass die Menge an Fischen und Meerestieren im Wasser nahezu unendlich sei. Das lag unter anderem daran, dass in den Jahren des Krieges die Fischerei stark eingeschränkt oder komplett verboten wurde. So konnten sich in dieser Zeit viele Fischbestände wieder erholen und es entstand anschließend der Irrglaube, das Meer sei ein beinahe unerschöpflicher Nahrungslieferant. Innerhalb der letzten sechs Jahrzehnte hat sich die Menge von gefangenem Fisch vervielfacht: 1950 waren es 12,8 Millionen Tonnen im Jahr, seit 2010 ca. 80 Millionen Tonnen pro Jahr.
Ein großes Problem, das mit der heutigen Fischerei zusammenhängt, ist der Beifang: Wer im Meer mit großen Netzen fischt, fängt dabei nicht nur die gewünschte Fischsorte, sondern auch zahlreiche andere Meerestiere, manchmal sogar Vögel, verfangen sich darin und müssen grundlos sterben. So reduzieren sich nicht nur Bestände der Speisefische, sondern auch die vieler anderer Lebewesen. Häufig landen zudem sehr junge Fische im Netz, die noch keine Zeit hatten sich fortzupflanzen und sich so ebenfalls ihre Anzahl im Meer stark verringert. Die versehentlich gefangenen Tiere werden nach dem Aussortieren meistens wieder über Bord ins Meer geworfen – das ist jedoch eigentlich illegal. Die meisten Länder sind dazu verpflichtet, ihren Beifang im Hafen abzugeben, damit dort geprüft werden kann, um wie viel es sich tatsächlich handelt und ob die Fischerei sich an die vorgegebenen Gesetze hält. Leider werden bis heute lückenhafte Angaben oder gänzlich falsche Informationen über Fangmengen gemacht.[3] Im Jahr 2013 wurde in der Fischereireform beschlossen, dass der Beifang in EU-Gewässern von 30 Prozent auf 5 Prozent reduziert werden muss. Außerdem sollen die Fischbestände auf ein nachhaltiges Niveau gebracht werden, sodass die Fischarten Nachwuchs bekommen und langfristig überleben können. Das Meer und ihre Bewohner sollen eine Chance bekommen, sich von der Fischerei zu erholen.
Große Fanggeräte, die über den Meeresboden gezogen werden, sogenannte Grundschleppnetze, sind für Meeresbewohner besonders bedrohlich. Auf diese Weise entstehen nicht nur Unmengen an unnötigem Beifang, auch der Boden und natürliche Schutzvorrichtungen der Tiere werden zerstört. Seesterne, Muscheln, Nesseltiere und Schnecken werden dabei ebenfalls verletzt oder kommen um.[4] Die Fischernetze werden, wie bereits erwähnt, auch für viele Vögel zur gefährlichen Falle: Laut einer Studie des NABU-Dachverbandes BirdLife verfangen sich jährlich bis zu 400.000 Vögel allein in den Netzen der europäischen Fischerei. In den sogenannten Stellnetzen verfangen sich nicht selten sogar Schweinswale – das Ertrinken in Stellnetzen ist zu ihrer häufigsten Todesursache geworden.
Für eine nachhaltige Fischerei fordert NABU die Einhaltung folgender Punkte:
Die weltweite Fischerei bringt das ganze Ökosystem der Ozeane durcheinander – Bedrohungen aufgrund der Klimaerwärmung und Plastikmüll kommen weiterhin hinzu. Da es immer weniger große, ausgewachsene Fische zum Fangen gibt, werden zwangsläufig jüngere und kleinere Fische gefangen, um dem Bedarf der Konsument:innen gerecht zu werden. Die jungen Fische bekommen jedoch nur wenig Nachwuchs oder sind noch gar nicht geschlechtsreif, um sich fortpflanzen zu können, wodurch sich die Anzahl bestimmter Fischarten immer weiter reduziert.
Zusätzlich zu den Vorgaben des NABU könnte es helfen, nur zu bestimmten Zeiten im Jahr zu fischen und dabei Netze zu verwenden, in denen sich nur die gewünschte Fischart verfangen kann. Die Konsument:innen können zudem nachhaltige Fischerei fördern, indem sie Fisch und Meerestiere aus ihrem Speiseplan streichen oder beim Einkauf auf Bio- und Nachhaltigkeitssiegel achten, wie zum Beispiel das MSC- oder ASC-Siegel. Einige Naturschützer:innen bemängeln jedoch auch diese Siegel, da sie die gesetzten Standards und Anforderungen für zu gering halten. Dennoch sind Produkte mit Zertifizierung denen ohne jegliche Kennzeichnung vorzuziehen.[6] Der WWF hat dafür einen hilfreichen Fisch-Ratgeber erstellt, mit dem ihr euch über eure Produkte und deren Nachhaltigkeitssiegel informieren könnt, bevor ihr zur Kasse geht: „Darin fließen folgende Kriterien ein: Zustand der Fischbestände, Umweltauswirkungen sowie Management von Fischereien und Aquakulturen weltweit. Die Bewertung folgt einer von Umweltverbänden und Fischereiwissenschaftlern entwickelten wissenschaftlichen Methode.“[7] Mit der Einteilung in den Farben Rot, Gelb und Grün könnt ihr leicht erkennen, welchen Fisch ihr mit gutem Gewissen essen könnt und welchen ihr lieber im Supermarkt lassen solltet.
Quellen:
[1] https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/fischerei/ueberfischung (Stand: 22.11.2021)
[2] https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/klima-und-meer (Stand: 22.11.2021)
[3] https://www.planet-wissen.de/natur/meer/ueberfischung_der_meere/index.html (Stand: 24.11.2021)
[4] https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/fischerei/index.html (Stand: 24.11.2021)
[5] https://www.bmu.de/themen/naturschutz-artenvielfalt/naturschutz-biologische-vielfalt/gebietsschutz-und-vernetzung/natura-2000 (Stand: 24.11.2021)
[6] Quarks und Co. – „Nachhaltige Fischzucht: Verantwortungsvoll Fisch kaufen?“ https://www.youtube.com/watch?v=WN1MJwn4zoM (Stand: 24.11.2021)
[7] https://fischratgeber.wwf.de/ (Stand: 24.11.2021)
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