„Menstruation ist ein Thema, das unabhängig von Kultur, Religion, Gesellschaft, Land – und manchmal auch Geschlecht – alle Menschen weltweit betrifft.“ [1] Doch trotzdem ist sie immer noch weitestgehend ein gesellschaftliches Tabuthema. Denn die Periode wird als etwas sehr Privates, Intimes und Persönliches angesehen. Es gibt nur selten offene Diskussionen darüber, was sie für menstruierende Menschen und ihren Körper wirklich bedeutet. [1]
Britta von der digitalen Bildungsplattform „Vulvani“ hat einen sehr gelungenen gesellschaftskritischen Beitrag verfasst über die verschiedenen Formen der gesellschaftlichen Diskriminierung von menstruierenden Menschen weltweit, denen aufgrund ihrer Monatsblutung grundlegende Menschenrechte verwehrt bleiben. Dies umfasst zum Beispiel das Recht auf Bildung, Gesundheit oder Sanitärversorgung. Da das ein Thema ist, was uns am Herzen liegt, wollten wir an dieser Stelle darauf aufmerksam machen: https://www.vulvani.com/menstruation-gesellschaftliche-tabus-und-diskriminierung
In der Interviewreihe „Menstruation around the world“ erfährst du außerdem von Menstruationserfahrungen von Menschen aus der ganzen Welt: https://www.vulvani.com/periodico. Schau doch mal rein! 🙂
Aber kommen wir nun zum eigentlichen Thema, um das es in diesem Blogbeitrag gehen soll: Die Ökobilanz von Menstruationsprodukten sowie nachhaltige und umweltfreundliche Alternativen…
Wer kennt’s nicht? Wenn wir auf konventionelle Hygieneprodukte zurückgreifen, fällt jeden Monat ein gewaltiger Müllberg an. Man bedenke, dass menstruierende Menschen in ihrem Leben durchschnittlich 500 Mal ihre Periode bekommen. Die Regelblutung kann somit zu einem echten Umweltproblem werden! Der Großteil der Periodenprodukte ist Einweg, landet somit nach der Nutzung direkt im Restmüll oder schlimmer noch im Abfluss oder in der Natur. Dazu glänzen viele Produkte nicht gerade mit ihren Inhaltsstoffen: Weichmacher, Pestizide und Dioxin verstecken sich oft in den vermeintlich sicheren und ungefährlichen Produkten. [2] Anders als bei Lebensmitteln, besteht in der EU leider (noch) keine Kennzeichnungspflicht von Periodenprodukten. [3]
Wir zeigen im Folgenden, welchen ökologischen Fußabdruck Tampons, Binden und Co. auf unserem Planeten hinterlassen und welche bessere und nachhaltigere Lösung es für unseren Körper und unsere Umwelt gibt.
Die Herstellung von herkömmlichen Hygieneprodukten verbraucht große Mengen an Rohstoffen: Holz, Baumwolle und Erdöl. Als Beispiel nehmen wir konventionelle Tampons und Binden: Sie bestehen meist aus industriell hergestellter Viskose, welche aus Zellulose gefertigt wird. Dieser Zellstoff wird wiederum aus Holzfasern gewonnen. Manchmal sind noch Baumwollfasern mitgemischt. Außerdem werden die Binden mit hohem Energie- und Wasseraufwand gebleicht, damit sie schön rein und weiß wirken. [7]
Neben Zellstoff enthalten sie aber vor allem Plastik! In vielen Fällen ist das Polypropylen und Polyethylen. Binden und Slipeinlagen bestehen zu etwa 50 Prozent aus Kunststoffen und Superabsorbern. Das sind kleine Plastikkügelchen, die Flüssigkeit aufsaugen und in der Binde halten. Sie sind nichts anderes als Mikroplastik, welches ein erhebliches Umweltproblem darstellt!
Einige konventionelle Tampons haben auch eine Ummantelung aus Polymeren. Wie die meisten Kunststoffe werden sie aus Erdöl hergestellt und sind somit nicht biologisch abbaubar. Auch das Rückholbändchen von Tampons besteht teilweise aus Polyester. Nicht zuletzt stellt auch die Verpackung der Produkte ein Umweltproblem dar. [4]
Die meisten herkömmlichen Tampons, Binden und Slipeinlagen werden also aus einem Zellulose-Kunststoff-Mix hergestellt. Diese Materialien können problematische Inhaltsstoffe enthalten: von Formaldehyd über Pestizide bis hin zu künstlichen Duftstoffen. [8]
Laut einer argentinischen Studie im Jahr 2015 enthielten 85 Prozent der getesteten konventionellen Tampons und Binden das Unkraut-Bekämpfungsgift Glyphosat. Außerdem ist in vielen Hygieneartikeln das Gift Dioxin zu finden, welches bei der Herstellung durch Bleichprozesse mit Chlor freigesetzt wird. Weitere chemische Stoffe sind Formaldehyd, Duftstoffe und Weichmacher, welche zu Hautirritationen, Allergien, Pilzinfektionen, Eierstockentzündungen, dem toxischen Schocksyndrom und sogar Krebs führen können. [7] Wenn das nicht Grund genug ist, um auf ökologische Produkte umzusteigen!
Veganer:innen aufgepasst! Wusstest du, dass Binden, Slipeinlagen oder auch Menstruationsunterwäsche tierische Bestandteile beinhalten können und daher nicht zwangsläufig vegan sind?
Viele Klebstoffe bestehen aus sogenanntem Kasein. Hierbei handelt es sich um eine Form von Milcheiweiß aus der Kuhmilch. Zudem liegt keinerlei Informationen über die Haltung und Herkunft der Kühe vor. Die verwendete Milch stammt in der Regel aus China, Russland und Usbekistan, da die benötigte Menge und Qualität in Europa nicht immer verfügbar ist. Oft sind die Verpackungen von Binden betroffen. Ob Kasein auch für den Klebestreifen der Binde selbst verwendet wird, ist noch ungeklärt.
Ein weiterer möglicher Bestandteil von Klebstoffen ist Glutinleim. Dieser ist ein wasserlöslicher, natürlicher Klebstoff, der aus tierischen Abfällen durch Auskochen gewonnen wird. Dabei entsteht eine Gallerte, die als Leim bezeichnet wird. Der Hauptbestandteil Glutin hat eine ähnliche Zusammensetzung wie Gelatine.
Nicht zuletzt wurden in Binden auch schon Phthalate gefunden. Das sind Weichmacher, die sich in allen möglichen Alltagsgegenständen wie Duschvorhängen, Kinderspielzeug und medizinischen Gegenständen befinden. Prinzipiell werden Weichmacher synthetisch hergestellt und nicht aus tierischen Produkten gewonnen. Allerdings sind diese sehr oft an Tieren getestet. [5]
„45.000.000.000 Tampons bzw. Binden landen jährlich auf den Müllkippen unserer Erde, wo sie dann bis zu 500 Jahre brauchen, um zu verrotten.“ [4]
Außerhalb von Ländern wie Deutschland, Österreich oder der Schweiz, gibt es oftmals kein funktionierendes Abfallmanagement. Ein Großteil des Mülls landet in Flüssen oder im Meer. Aber auch bei uns ist Wasserverschmutzung durch Müll, der die Toilette runtergespült wird, möglich. Kleine Partikel, wie z.B. Mikroplastik können schwer von den Kläranlagen herausgefiltert werden und landen dann in unseren Gewässern und letztlich im Meer. So werden Menstruationsprodukte nicht nur von Fischen und anderen Meeresbewohnern gefressen, sondern auch an Land gespült. Hygieneartikel wie Tampons, Binden und Slipeinlagen gehören daher zu den zehnthäufigsten Produkten, die an Stränden gefunden werden!
Seit dem 1. Juli 2021 ist die EU-Einwegplastikrichtlinie in Kraft. Das bedeutet, dass viele Produkte (darunter auch Tampons und Binden) mit einer Kennzeichnung versehen werden müssen, die eine Schildkröte mit einem Tampon zeigt und auf das Plastik in den Produkten aufmerksam machen soll. Leider macht die EU hier keinen Unterschied, ob es sich um biologisch abbaubaren Kunststoff oder erdölbasierten Kunststoff handelt. [9]
Bei der Herstellung der Rohstoffe, der Produktion, dem Transport und der Entsorgung der Menstruationsprodukte, fallen Treibhausgase und klimaschädliches CO2 an. Daher sollten wir auch im Rahmen der Menstruation zur Verringerung unseres eigenen ökologischen Fußabdruckes beitragen. Das ist besonders wichtig, weil jährlich weltweit mehrere Milliarden Hygieneprodukte produziert, nur einmal benutzt und dann sofort weggeworfen werden. Leider landen die Produkte auch oft in der Toilette. Das stellt die Kläranlagen vor besondere Herausforderungen. Tampons und Binden gehören also niemals ins WC, sondern immer in den Mülleimer!
Im Lebenszyklus (vom Rohstoff bis zur Entsorgung) einer konventionellen Binde entsteht 30,4 g CO2 (siehe Abbildung 2). Zum Vergleich eine biologische Alternative: Eine Bio-Binde der Marke „natracare“ mit einem Gewicht von 5 g verursacht nur 23,5 g CO2 – das ist nicht einmal das Fünffache des Eigengewichts. Damit du dir besser vorstellen kannst, in welcher Größenordnung wir uns befinden: Ein herkömmliches Baumwoll-T-Shirt mit einem Gewicht von 220 g verbraucht das 50fache des Eigengewichts an CO2, nämlich 11.000 g. Gerade die Bio-Baumwolle liegt gegenüber der konventionellen Baumwolle in Sachen CO2-Ersparnis und Klimaschutz klar vorne. [6]
Noch besser ist es auf ein Zero-Waste Produkt zurückzugreifen: Zum Beispiel die Menstruationstasse. Verglichen mit einem konventionellen Tampon kannst du mit einer Menstruationstasse durch ihre jahrelange Wiederverwendbarkeit ca. 90 Prozent an CO2 pro Jahr einsparen. Selbst wenn das monatliche Auskochen der Tasse miteinberechnet wird, ergibt sich immer noch eine Ersparnis von rund 70 Prozent. [6] Im Folgenden stellen wir die vier besten nachhaltigen Menstruationsprodukte vor.
Menstruationstassen sind kleine Becher aus medizinischem Silikon. Sie werden wie Tampons in die Vagina eingeführt und können je nach Modell bis zu 35 ml Flüssigkeit fassen. Besonders bei starker Menstruation kann so eine Menstruationskappe sinnvoll sein. Das Blut wird im Anschluss einfach in die Toilette geleert und die Tasse im Waschbecken unter fließendem Wasser gereinigt. Nach der Periode müssen Menstruationstassen ausgekocht und somit entkeimt werden. [10]
Eine Menstruationstasse ist von außen unsichtbar. Sie bildet im Inneren des Körpers einen Unterdruck und dichtet ab, sodass das Blut nicht ausrinnen kann. Das ist besonders beim Schwimmen vorteilhaft. So kommen nämlich kein Chlor- oder Meerwasser und damit auch keine Keime in den Körper. Gerade für Menschen, die zu Allergien, Infektionen und Scheidenpilz neigen, ist die Menstruationstasse eine gute Alternative, da sie das Blut auffängt anstatt es aufzusaugen. Qualitativ hochwertige Menstruationstassen bestehen aus einem medizinisch geprüften, anti-allergenen Material. Durch ihre jahrelange Wiederverwendbarkeit, erzeugen Menstruationstassen außerdem weitaus weniger Müll als Wegwerfprodukte. Bei guter Pflege ist eine Tasse bis zu zehn Jahre wiederverwendbar und erspart unserer Erde bis zu 2000 Einwegprodukte. [10]
Stoffbinden und Stoffslipeinlagen sind waschbar, wiederverwendbar und bestehen meist aus Baumwolle, da diese Naturfaser sehr saugfähig ist und viel Flüssigkeit aufnehmen kann. Achte beim Kauf darauf, dass es sich um biologische Baumwolle handelt – aufgrund des problematischen ökologischen Aspekts von herkömmlicher Baumwolle. Dann bist du perfekt gerüstet für eine umweltbewusste Periode. [10]
Je nachdem wie gut du deine Stoffbinden behandelst, können sie viele Jahre lang halten. Dadurch sparst du unserem Planeten jede Menge Ressourcen und Müll ein. Zudem sind waschbare Binden aus Naturfasern im Vergleich zu herkömmlichen Binden mit Kunststoffoberfläche atmungsaktiver, weniger schweißbildend und kleben nicht unangenehm am Körper. Es kommt zu geringerer Geruchsbildung und sie fühlen sich insgesamt bequemer an. [10]
Ein Periodenslip ist eine dichte Unterhose, die du während der Periode tragen kannst. Mit mehreren dünnen Schichten saugt diese Unterwäsche das Blut innen auf und das Tragegefühl bleibt relativ trocken, dank moderner Technologie der Textilien. In der Waschmaschine kannst du den Slip mit deiner restlichen Wäsche mitwaschen. Du wechselst ihn ca. ein bis drei Mal am Tag, je nach der Stärke deiner Periode. Es gibt unterschiedliche Modelle für alle Blutungsstärken. Periodenslips sind viele Jahre verwendbar, nachhaltig, bequem und praktisch. [10]
Auch für junge menstruierende Menschen, die sich erst mit dem Thema Menstruation anfreunden müssen, ist der Periodenslip eine gute Zero-Waste Alternative, da es bei der Anwendung keine spezielle Übung braucht. Einfach anziehen wie einen normalen Slip und fertig!
Bei sehr starker Periode empfiehlt es sich, den Periodenslip als Zusatzschutz zur Menstruationstasse oder zum Tampon zu verwenden. Dadurch spart man sich viele Einweg-Slipeinlagen. [10]
Wer dennoch nicht gänzlich auf die praktischen Einwegprodukte verzichten möchte, sollte zumindest auf nachhaltige Tampons, Binden und Slipeinlagen aus 100 Prozent zertifizierter Bio-Baumwolle zurückgreifen. Sie sind vor allem für Leute empfehlenswert, die zu Hautirritationen und Intiminfektionen neigen, da sie zu 100 Prozent chlorfrei gebleicht sind, ganz ohne Plastik sowie ohne Duftstoffe oder synthetische Zusatzstoffe auskommen und theoretisch sogar kompostierbar sind. In den meisten Städten dürfen Tampons und Binden aber leider nicht in den Bio-Müll wandern. [10]
Der eindeutige Vorteil biologischer Binden und Co. liegt also in ihrer Umweltfreundlichkeit. Insbesondere in der Produktion sind sie umweltschonender: Wenn wir den CO2-Ausstoß von konventioneller Baumwolle und Bio-Baumwolle vergleichen, hat die biologische Variante in Sachen Klimaschutz die Nase um etwa 40 Prozent vorne. Bei Bio-Baumwolle wird auf Gentechnik verzichtet, weniger Wasser verbraucht und weniger schädliche Chemikalien und Pestizide verwendet. [10]
Zuletzt noch ein paar empfehlenswerte Onlineshops, wo du deine nachhaltigen und ökologischen Menstruationsprodukte kaufen kannst:
Wenn du dir nicht sicher bist, wie du Menstruationstassen, Stoffbinden und Co. richtig benutzen sollst und Alltagstipps brauchst, kannst du hier reinschauen:
[1] https://www.vulvani.com/menstruation-gesellschaftliche-tabus-und-diskriminierung
[2] https://www.greenality.de/blog/nachhaltige-menstruationsprodukte-sicher-ohne-muell/
[3] https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/alltagsprodukte/29597.html
[4] https://erdbeerwoche.com/meine-umwelt/materialien/
[5] https://erdbeerwoche.com/meine-umwelt/vegane-periode/
[6] https://erdbeerwoche.com/meine-umwelt/oekologischer-fussabdruck/
[7] https://www.chance-international.org/fuer-sie/fuer-sie-daheim/umweltfreundliche-frauenhygiene/
[8] https://erdbeerwoche.com/meine-umwelt/inhaltsstoffe/
[9] https://erdbeerwoche.com/meine-umwelt/muellproblem/
[10] https://erdbeerwoche.com/meine-produkte/
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